macOS Server – war’s das?

Ende Januar 2018 wurde es offiziell – macOS Server wird endgültig nicht mehr das sein, was es einmal war – eine Server-Lösung von Apple, die alles abdeckt, was man gemeinhin von einem Server-System erwarten kann. Der kalifornische Hersteller hat in einem Support-Artikel (https://support.apple.com/de-de/HT208312) das Ende einer Ära verkündet.

Eigentlich ist es das Ende des zweiten macOS Server-Lebens. Das erste kam mit dem Ende von Apples Xserve-Serverlinie (das letzte Modell war 2009 vorgestellt worden) und der Server Admin-Tools aus Mac OS X 10.6 Snow Leopard Server. 2011 läutete Apple eine neue Ära ein. Seit Mac OS X 10.7 Lion und iOS 5 läuft die Entwicklung von Apples Betriebssystemen* im Gleichschritt, erfolgen jährliche kostenlose Major-Updates jeweils zur gleichen Zeit im Herbst.

*macOS, iOS, tvOS, watchOS

Seit 2011 gab es kein separates Mac OS X Server-Betriebssystem mehr. Stattdessen setzt Apple mit der Server-App als „Add-On“ zu macOS auf ein radikal anderes Konzept. Besonders zu Beginn der neuen Server-App-Ära war die eingeschränkte Funktionalität zum Vorgänger aus Mac OS X 10.6 frappierend. Dies verbesserte sich im Laufe der Jahre, Apple erweiterte die Server-App auf und unter der Oberfläche und ließ immer ein wenig Hoffnung, es könnte mit dem Server als Nischenprodukt immer so weitergehen.

Nun sind wir aktuell (Anfang Februar 2018) bei Server Version 5.5 angelangt und folgende Dienste haben uns allein seit Server 5.2 verlassen bzw. wurden versteckt oder ausgelagert:

  • Xcode Server (ist direkt in die Xcode-Entwicklungsumgebung gewandert)
  • FTP Server
  • iOS Filesharing
  • WebDAV-Filesharing (ist nur noch über ein Commandline-Tool administrierbar)
  • Filesharing (ist jetzt in den Systemeinstellungen – Freigaben von macOS zu finden)
  • Time Machine Server (ebenso)
  • Caching-Server (ebenso)
  • Software-Aktualisierung (ist noch über das Menü erreichbar, wird aber nicht mehr weiterentwickelt)

Mit einem weiteren Update der Server-App im kommenden Frühjahr 2018 werden die meisten anderen macOS Server-Dienste versteckt, solange sie auf einem bestehenden System nicht in Benutzung sind, und in zukünftigen Versionen sollen sie ganz fehlen.

Ist die Server-App tot?

Nein, ist sie nicht! Einer der meistgenutzten Dienste von Apples Server-System hat seinen Weg – ich hatte es oben schon erwähnt – ins normale macOS gefunden und ist somit nun für jedermann verfügbar: Dateifreigabe. Eigentlich hat es diese Funktion immer schon in macOS gegeben, allerdings konnten sich bis macOS Sierra maximal zehn Personen mit der Dateifreigabe eines Macs verbinden. Wer mehr gleichzeitige Verbindungen benötigte, musste den Server kaufen. Diese Beschränkung könnte künftig aufgehoben sein (obwohl ich in Apples Supportbereich dazu keine Information finden konnte).

Sehr schade ist allerdings das neue/alte Interface der Dateifreigaben, bei dem sehr viele Funktionen in den kleinen Raum der Systemeinstellung Freigabe gequetscht werden mussten. Das war in der Server-App besser gelöst. Immerhin, wer die Server-App installiert hat, kann sie auch weiterhin nutzen, um z.B. einen Überblick über komplexe Zugriffsrechte einzelner Freigaben zu behalten oder zu verändern.

Zum detaillierten Einstellen von Zugriffsrechten eignet sich die Server-App auch ohne vorhandenes Dateifreigabe-Kontrollfeld noch. Dazu wechselt man in der Übersicht der Server-App auf das Feld Speicher.

Ein weiteres praktisches Feature, das vor allem in größeren Arbeitsgruppen die immer noch wertvolle Internet-Bandbreite schonen hilft, ist Caching. Dieser Dienst kann nun ebenfalls auf jedem beliebigen Mac mit macOS High Sierra aktiviert werden und sorgt dafür, dass Inhalte wie Apple Software-Updates oder App-Downloads aus dem App Store zwischengelagert werden und so nur einmal heruntergeladen werden müssen. Alle weiteren Downloads derselben Inhalte werden dann vom Caching-Server bedient.

Die wesentlichen Dienste, die weiterhin in Apples Server erhalten bleiben, sind schließlich Open Directory und Profilmanager. Open Directory ist ein Verzeichnisdienst auf Open LDAP-Basis, der für die Authentifizierung von Benutzern verwendet wird, und ermöglicht durch die Unterstützung von Replica-Servern und Backups eine robuste Verwaltung sehr großer Benutzer- und Gruppendatenbestände (und war seit Mac OS X 10.3 Server das Herzstück des Apple Servers).

Profilmanager schließlich ist vermutlich letztlich der Grund, warum Apple seine Serverlinie nicht komplett aufgegeben hat. Die hauseigene Entwicklung eines Mobile Device Managements (für die zentrale Verwaltung von Macs und iOS-Geräten) ist Blaupause für alle professionellen MDM-Systeme auf dem Markt (zumindest diejenigen, die Macs und iPads/iPhones unterstützen) und ein Showcase für viele Verwaltungs-Funktionen, die mit jeder neuen Version von macOS und iOS hinzukommen.

Viele langjährige Fans der Apple-Server werfen dem Hersteller vor, die professionellen Anwender weiter vor den Kopf zu stoßen und sich nur noch für „Teens mit Tausend-Euro-Smartphones“ zu interessieren. Ironischerweise ist das hier nicht zutreffend, denn Apple orientiert sich mit dieser Entwicklung besonders an den Interessen der großen Institutionen. Diese benötigen eine einfache und leistungsfähige Plattform, um Tausende Geräte fertig konfiguriert auszurollen und zentral zu verwalten. Hier hat Apple in den letzten fünf Jahren sehr große Fortschritte gemacht (ebenso wie die Verbreitung von Apple-Hardware im Business) – allerdings überlässt man auch dieses Feld letztlich großen externen Playern. Profilmanager als Teil der 20 € teuren Server-App ist letztlich nicht mehr als ein „Proof of Concept“, das seinen Zweck in kleinen Umgebungen mit 50 administrierten Geräten gut erfüllt.

Fazit

Die Zeit der All in One-Lösung ist vorbei. Wer seine Apple-Arbeitsgruppe mit einer zentralen Dateifreigabe ausstatten will, kann dafür weiterhin einen Mac mini mit angeschlossenem Speichersystem verwenden.

Wer eine Groupware für Mail, Kalender etc. benötigt, sucht sich einen passenden Cloud-Dienst oder holt sich eine Lösung wie Kerio Connect (die diese Aufgabe sowieso viel besser beherrscht, als es Apples Server je konnte).

Für Web- und Wiki-Dienste gibt es Hoster und Hunderte Open-Source-Projekte, mit denen man sich die fehlende Funktionalität zur Not selbst auf einem Mac zusammenbauen könnte.

Und für eine zentrale Verwaltung von Benutzern und ihre Apple-Geräte bleibt uns dann noch macOS Server erhalten – vorerst zumindest.

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