Innovationen aus Mac OS X 10.4 Tiger

Technologien der Apple-Plattform, die 2005 das Licht der Welt erblickten

Weiter geht’s mit der kompakten Rückschau auf 17 Jahre Mac OS X bzw. macOS und welche Innovationen Apple im Laufe der Zeit in sein Betriebssystem gebracht hat. In diesem Artikel geht es um Mac OS X 10.4 Tiger.

Screenshot von Mac OS X 10.4 Tiger. Markant rechts oben das blaue Lupen-Symbol. Die Classic-Umgebung war noch Bestandteil des Systems. Im Bild ist auch eine Remote Desktop-Verbindung zu einem Windows-System aufgebaut.
Screenshot von Mac OS X 10.4 Tiger. Markant rechts oben das blaue Lupen-Symbol. Die Classic-Umgebung war noch Bestandteil des Systems. Im Bild ist auch eine Remote Desktop-Verbindung zu einem Windows-System aufgebaut.

Auf der WWDC 2004, Apples jährlicher weltweiter Entwicklerkonferenz betrachtete Apple den Übergang vom klassischen Mac OS zu Mac OS X (den Jobs auch mal als „Gehirntransplantation“ bezeichnet hat) mit Panther im Jahre 2003 als abgeschlossen. Der Nachfolger von 10.3 Panther, 10.4 Tiger war das erste große Update von Mac OS X, das Apple nicht ein Jahr später, sondern erst im April 2005 ausliefern würden. Das hatte wohl mit einer weiteren großen Umstellung zu tun, die unmittelbar bevorstand: Apple war in Begriff, nicht nur den Prozessor-Lieferanten, sondern sogar die gesamte Prozessorarchitektur von PowerPC (Motorola und IBM) zu Intel zu wechseln.

Der Intel-Switch

Was normalerweise einen gewaltigen Kraftakt, eine weitere „Gehirntransplantation“, bedeuten würde, ging tatsächlich fast binnen Jahresfrist über die Bühne und selbst Apple dürfte im Nachhinein gesehen überrascht gewesen sein, wie schnell der Intel-Switch am Ende abgeschlossen war – weit früher als geplant. Der schnelle und reibungslose Übergang zu Intel war möglich, da Apple offenbar im Geheimen von Anfang an, also seit Mac OS X 10.0, parallel zur PowerPC-Version immer auch eine Intel-Variante von Mac OS X mit entwickelte, „nur für den Fall“, wie Steve Jobs es ausdrückte.

*Source: http://www.flickr.com/photos/kengz/17981887/ *Photographer ken.gz *Taken on June 7 2005 {{cc-by-2.0}}
*Quelle: http://www.flickr.com/photos/kengz/17981887/ *Photographer ken.gz *Taken on June 7 2005 {{cc-by-2.0}}

Dieser „Fall“ war 2005 eingetreten. Die Entwicklung der G4-Prozessoren von Motorola ging schon seit längerem nur noch in kleinen Schritten voran. Der Hoffnungsträger G5 von IBM, der in den Desktop-Macs zum Einsatz kam, hatte im Vergleich beeindruckende Leistungswerte, war aber für den Einsatz in Mobilgeräten bei weitem nicht sparsam genug. Und die zukünftigen Entwicklungspläne der PowerPC-Lieferanten ließen keine Hoffnungsschimmer aufkeimen. Gleichzeitig steckte Intel mit seinen Pentium IV-CPUs in einer ähnlichen Klemme, hatte aber im Gegensatz zu IBM & Co. einen Ausweg: Die Core-Architektur stand in den Startlöchern und versprach in Zukunft, das Verhältnis von Leistung zu Stromverbrauch zu liefern, das Apple sich wünschte. So kam es dann ab 2006, als die ersten Intel-Macs ausgeliefert wurden und Mac OS X 10.4 das erste Mac-Betriebssstem wurde, das sowohl in einer PowerPC-, als auch einer Intel-Version ausgeliefert wurde. Der Nachfolger, Mac OS X 10.5 Leopard, würde 2007 sogar als Universal Binary ausgeliefert werden, also sich mit ein und derselben Installations-DVD sowohl auf Intel-, als auch auf PowerPC installierten lassen. 2009, mit der Veröffentlichung von Mac OS X 10.6 Snow Leopard, war dann Schluss mit der Unterstützung von PowerPC-Prozessoren.

Innovationen abseits von Mac OS X

Auf der WWDC 2004 präsentierte Apple seine erste Airport Express-Basisstation. Dieser WLAN Accesspoint eignete sich zur Erweiterung der Reichweite des heimischen WLANs, brachte aber außerdem einen USB-Port zum Anschluss eines Druckers, sowie einen kombinierten analogen und optischen Audio-Ausgang im 3.5 mm-Format. Schloss man die Airport Express im Wohnzimmer an der Stereoanlage an, konnte man von einem beliebigen Mac oder PC mit iTunes im Netzwerk die Musik-Ausgabe steuern. Damit war der Vorläufer der Airplay-Technologie geboren, das Vorbild für vernetztes Home-Audio, wie wir es heute beispielsweise von Firmen wie Sonos kennen.

2004 trat Apple erstmals als Technologiepartner der Autoindustrie auf. BMW wurde als erster Hersteller mit iPod-Integration vorgestellt. Die wichtige Erkenntnis: Kunden wollen auch im Auto nicht auf ihren iPod und dessen Bedienkomfort im Umgang mit riesigen Musikbibliotheken verzichten. Da war Apple nicht nur als Lieferant für passende Anschlusskabel gefragt.

Weiteres Highlight außerhalb von Mac OS X war die Vorstellung von Apples 30″ Cinema Display mit WQXGA-Auflösung (2560 x 1600 Pixel) für über 3.000 €. Gleichzeitig verabschiedete man sich von einem der letzten proprietären Anschlüsse, dem digitalen Apple Display Connector (ADC) und setzte fortan auf DVI (wenn auch meistens mit eigens entwickelten Steckerformen wie Mini VGA, Mini DVI oder später Mini Display-Port – auch damals schon musste ein Mac-User den ein oder anderen Adapter mit sich führen, um vollständig „kompatibel“ zu sein).

Innovationen in Mac OS X 10.4 Tiger

Nun aber zum Betriebssystem selbst. Im Vergleich zu Panther mit seinen über 100 neuen Features wurde Tiger sogar mit über 150 neuen Features angepriesen. Die Liste der Features, die dann auf der Bühne vorgestellt wurden, war dann aber doch kürzer als beim Vorgänger, was wohl auch daran liegt, dass die Software-Ausstattung von Mac OS X so langsam komplett war. Fortan gingen die Optimierungen mehr und mehr in den weniger sichtbaren Bereich des Betriebssystems.

Mit Tiger ging der Ausbau zum 64 Bit-Betriebssystem weiter, erstmals wurde neben dem klassischen POSIX auch das ACL-Rechtesystem unterstützt. Apple brachte die Windows-Kompatibilität weiter voran, indem die SMB-Performance verbessert wurde und Technologien wie Kerberos oder NTLMv2 unterstützt wurden.

Safari erlernte den Umgang mit RSS-Feeds (eine Technologie, die mittlerweile wieder aus dem Browser entfernt wurde) und iTunes nahm mit Podcast einen aufstrebenden Trend auf (das technisch übrigens ebenfalls die RSS-Technologie nutzt). Der iTunes Store erhielt eine eigene Podcast-Rubrik. In das Verzeichnis kann man sich übrigens auch heute noch eintragen und so selbst als Podcaster kostenlos Eingang in den iTunes Store finden – unter http://www.apple.com/de/itunes/podcasts/ gibt’s weitere Informationen dazu!

QuickTime wurde in Version 7 vorgestellt und brachte Unterstützung für den H.264-Videocodec. H.264 war ein Meilenstein und ist auch heute noch gebräuchlicher Videostandard im Internet und auf BluRay-Discs.

Neben einem leistungsfähigen neuen Video-Codec integrierte Apple mit Core Image und Core Video zwei grundlegende Funktionen ins System, die den Prozessor entlasteten, indem Bild- und Videoverarbeitung auf die immer leistungsfähiger werdende Grafikkarte ausgelagert wurden. Damit einhergend wurden schön anzusehende Echtzeit 3D-Effekte möglich, die Apple in einigen seiner Systemprogramme zur Schau stellte.

ichat-av-screenshotAuch iChat übernahm H.264 und das neue Core Image/Core Video für seine Videokonferenz-Funktion, was einen deutlich sichtbaren Qualitätssprung bedeutete und der App coole Animationen bescherte. iChat unterstützte in Tiger Konferenz-Schaltungen mit bis zu zehn Teilnehmern bei Audio-Chats und bis zu vier Teilnehmern bei Video-Konferenzen. iChat, bzw. dessen Nachfolger, die Nachrichten-App, beherrschten dieses Feature bis OS X 10.11 El Capitan. Mit dem Abstieg der klassischen Instant Messenger verblasste auch die Bedeutung von iChat Videokonferenzen im Laufe der Zeit. Die Features sind heute aber nicht verloren, sondern in Facetime gewandert, das auf Apples eigenen iMessage-Dienst aufbaut.

Das Dashboard war ein Vorläufer der Mitteilungszentrale und nahm Mini-Programme wie Uhr, Taschenrechner, Notizzettel, Wetter etc. auf. Diese sogenannten Widgets waren in den Jahren zuvor bereits durch Zusatztools wie Konfabulator populär geworden. Apple sprang auf den Zug auf und machte sich die Funktion in Mac OS X 10.4 zu eigen (zur Freude der Anwender und zum Leidwesen der Konfabulator-Entwickler. Deren Technologie wurde von Yahoo aufgekauft und immerhin noch zwei Jahre lang weiterentwickelt).

Automator hatte auf der WWDC 2004 seine „five minutes of fame“. Die innovative Anwendung ist auch heute noch Bestandteil von macOS und erlaubt „visuelles“ Skripten mit Apple Script, indem man keine Zeile Code mehr schreiben muss, sondern Funktionen wie Lego-Bausteine zusammensetzt. Damit sind beeindruckende selbstgebaute Lösungen möglich, die als richtige Programme gespeichert werden oder auch an Kalender, Druckfunktionen und andere Systemdienste angehängt werden können.

Spotlight

Die wichtigste und revolutionärste Funktion von Mac OS X 10.4 Tiger dürfte allerdings Spotlight sein. Sie wird als kleine Lupe in der oberen rechten Bildschirmecke aufgerufen. Spotlight legt einen kompletten Suchindex der Festplatte an und findet nicht nur Dateinamen, sondern durchsucht auch den Inhalt sowie die Metadaten von Dokumenten. Von Anfang an wurden die wichtigsten Formate wie PDF, Word und Excel unterstützt. Durch Erweiterungen konnten Entwickler ihre eigenen Dokumenten-Formate ebenfalls fit für Spotlight machen.

Das Besondere in Spotlight besteht darin, dass es dokumenten- und programmübergreifend durchsucht. Die Funktion war von Anfang an sehr schnell und lieferte schon Ergebnisse, während man noch tippte. Und Spotlight beherrschte von Beginn an semantische Suchanfragen, zumindest in einem begrenzten Rahmen. Eine Suche musste sich damit also nicht auf einen einzelnen Begriff beschränken, sondern konnte auch lauten: „E-Mails von Lieschen Müller im April“. Spotlight ist eine Voraussetzung für Siri, besonders auf dem Mac. Allerdings ist es keine künstliche Intelligenz und versteht nicht automatisch, was der Anwender finden will. Man muss ein paar Regeln lernen, wenn man die volle Leistungsfähigkeit von Spotlight ausschöpfen will. Als Hilfe gibt es Artikel wie diesen hier oder auch Apples Referenz.

Rechnen mit Spotlight
Rechnen mit Spotlight

Die anfängliche Einschätzung, dass mit Spotlight die Tage von Ordnern und Struktur im Finder gezählt seien, dürfte sich indes nicht bewahrheitet haben. Spotlight ist dennoch eine etablierte Größe unter den Mac OS X-Innovationen und bewährt sich alltäglich bei der schnellen Suche zwischendurch, als Anwendungs-Starter oder Taschenrechner.

Ein mächtiges Feature, das durch Spotlight die Fähigkeiten des Finders erweitert hat, ist die Möglichkeit, Suchanfragen nach demselben Schema wie intelligente Playlists in iTunes zu bauen und als intelligente Suchordner dauerhaft zu speichern.

Komplexe Spotlight-Suche im Finder (hier macOS Sierra)
Komplexe Spotlight-Suche im Finder (hier macOS Sierra)

Das waren sie, die Innovationen von Mac OS X 10.4 Tiger. Von April 2005 bis Herbst 2007 war es die aktuelle Version von Apples Betriebssystems. Und es gab one more thing: Die Intel-Version von Tiger brachte ein Feature namens Rosetta mit. Damit konnten PowerPC-Anwendungen, die noch nicht auf die Intel-Prozessorplattform portiert worden waren, nativ ausgeführt werden. Im Gegensatz zur Unterstützung von klassischen Mac OS-Apps musste dafür nicht extra ein ganzes Betriebssystem geladen werden, sondern die Ausführung von Rosetta war ressourcenschonend und transparent. Ein weiterer Grund, warum der Switch zur Intel-Plattform so zügig und reibungslos ablief.

Innovationen aus Mac OS X 10.3 Panther

Neues für Apples Betriebssystem aus 2003

Mac OS X 10.3 Panther war die Version, mit der ich persönlich mich endgültig vom klassischen Mac OS verabschiedete. Ich kaufte meine Box mit den begehrten Panther-Installations-CDs  am Veröffentlichungstag in einer Vobis-Filiale in Marburg. Apples Warnehmung im PC-Sektor stieg so weit, dass man ihre Produkte wieder in normalen PC-Läden kaufen konnte.

Die Zahl der aktiven Nutzer von Mac OS X war in einem Jahr von 3 auf 7 Millionen gestiegen. Panther kam mit 100 neue Features, die wichtigsten fasse ich hier zusammen.

unixDer Unix-Unterbau nahm mit Panther die Neuerungen von FreeBSD 5.0 auf und erhielt Unterstützung für X11, NFS File Locking, UFS, Kerberos, und beliebte Linux-APIs.

Features für die Interoperabilität mit Windows umfassten das Suchen von SMB-Servern im Finder, Unterstützung von SMB-Druckern, Benutzerordner auf SMB-Freigaben, VPN mit IPSec und Active Directory-Integration.

Der schnelle Benutzerwechsel hielt mit Panther Einzug in Mac OS X. Mit dem Klick auf ein Icon in der Menüleiste kann seitdem schnell zwischen Benutzeraccounts auf einem Mac umgeschaltet werden. Der Wechsel wird effektvoll durch einen rotierenden 3D-Würfel animiert.

Die erste Version von FileVault erblickte mit Panther das Licht der Welt. Dabei handelte es sich um die Möglichkeit, den Benutzeraccount in einem verschlüsselten Disk Image zu speichern und so im Falle z.B. eines Diebstahls nicht befürchten zu müssen, dass die wertvollen Daten auf der Festplatte in fremde Hände gelangen. Die Ver- und Entschlüsselung erfolgte schon in der ersten Version von FileVault in Echtzeit und für den Benutzer unbemerkt im Hintergrund.

Auch Apples erster Cloud-Dienst, die iDisk machte Fortschritte und lernte die automatische, bidirektionale Synchronisierung, wie wir sie heute von Dropbox und anderen Diensten kennen.

Auf der Benutzeroberfläche tauchte vermehrt „Brushed Metal“ auf, ein Look, den iTunes von Anfang an getragen hatte. Apps wie der überarbeitete Finder und der neue Safari-Browser übernahmen nun das Erscheinungsbild von gebürstetem Metall. Mit dem Release von Mac OS X 10.5 Leopard vier Jahre später verschwand diese Stilblüte aber wieder.

Ein viel beachtetes Feature war die Einführung von Exposé. Es erlaubte mit einem Druck auf eine Funktionstaste das Anzeigen sämtlicher gerade geöffneter Fenster eines Macs, oder mit einer anderen Taste das Freiräumen des Bildschirms, um freie Sicht und schnellen Zugriff auf die Elemente des Schreibtischs zu bekommen, ohne vorher ein Dutzend Fenster beiseite zu schieben. Dieses Feature wurde im Laufe der Jahre verfeinert und ergänzt und lebt heute unter dem Namen Mission Control fort.

Anwendungen in Mac OS X 10.3 Panther

A propos Safari. In den Anfangsjahren gab es keinen besonders guten Web-Browser auf dem Mac. Microsoft war zwar mit Internet Explorer von Anfang an auf Mac OS X vertreten, aber nicht unbedingt ein Wunder an Zuverlässigkeit. Netscape Navigator hatte ein besseres Rendering, war aber mit seinen integrierten Funktionen überladen. Also schaute sich Apple wieder einmal in der Open Source-Community um und wurde bei WebKit fündig. Dieses wurde fortan zur Codebasis von Safari und in kürzester Zeit zum schnellsten und beliebtesten Browser auf dem Mac. Webkit wurde übrigens auch zur Basis von Google Chrome, das erst einige Jahre später debütierte.

Mail übernahm in seiner neuen Version das Rendering von Safari und wurde deutlich schneller. Eine Mail-Thread-Anzeige kam hinzu, die E-Mails im Posteingang nach Konversationen ordnen konnte, und Mailadressen wurden zu Objekten, die man anfassen und verschieben konnte.

Mac OS X 10.3 Panther DesktopDer Finder wurde komplett überarbeitet und bekam nicht nur den neuen Brushed Metal-Look, sondern auch die Seitenleiste, wie wir sie heute kennen. Das Bedienkonzept wechselte von Computer-zentriert zu Benutzer-zentriert, wie Steve Jobs es ausdrückte. Labels, mit denen man Dokumente und Ordner farbig markieren kann, waren erneut ein Erbe vom klassischen Mac OS, das mit Mac OS X 10.3 zurückkam.

Panther hatte auch wieder ein paar Funktionen, die besonders gut in der Kreativbranche ankamen. So wurde die Vorschau-App der mit Abstand schnellste PDF-Viewer auf dem Markt und lernte, PostScript-Dateien mit einem Doppelklick ins PDF-Format umzuwandeln.

Mit der Schriftsammlung stand plötzlich eine leistungsfähige, professionelle Schriftverwaltung zur Verfügung, mit der man Schriften am Mac installieren, anschauen, überprüfen, aktivieren und deaktivieren kann.

ichat-aviChat, der Instant Messenger, der mit Mac OS X 10.2 Jaguar eingeführt worden war, wurde zu iChat AV und beherrschte jetzt Audio- und Videochats über das AOL Instant Messenger-Netzwerk (AIM). Apple beschrieb es als „Videokonferenzen für den Rest von uns“. Mit iChat AV wurde die Grundlage für das heutige Facetime gelegt, das noch ganz ähnlich aussieht und funktioniert.

Zu guter letzt war iTunes 4 Teil von Mac OS X 10.3 Panther. Die große Neuerung des Jahres 2003 war die Eröffnung des iTunes Music Stores, der in der neuen iTunes-Ausgabe integriert war. In den Jahren zuvor war das Filesharing von Musik übers Internet populär geworden und die Musikindustrie hatte dem nichts entgegenzusetzen. Apple gelang es, die größten fünf Musiklabels ins Boot zu holen, und hatte von Anfang an einen beeindruckenden Musikkatalog in seinem Online-Musikladen. Mit iPod, iTunes und Music Store war ein funktionierendes „Ökosystem“ geschaffen worden und machte Apple zu einem Big Player im Musikgeschäft. Langsam nahm Apples Erfolg Fahrt auf.

Innovationen aus Mac OS X 10.2 Jaguar

Features, die Apple im Jahr 2002 veröffentlichte

Dieser Artikel beleuchtet Innovationen aus Mac OS X 10.2 Jaguar. Besonders in den Anfangsjahren kamen wichtige Technologien hinzu, die heute Grundbestandteil von macOS sind und deren Vorhandensein so selbstverständlich geworden ist, dass man nicht einmal mehr darüber nachdenkt. Mit jedem Release wurde Mac OS X ein Stück erwachsener.

In 2002 bewarb Apple seine Produkte mit der legendären Switch-Kampagne. Steve Jobs betonte auf der offiziellen Keynote von Mac OS X 10.2 Jaguar, dass es auf der Windows-Seite nichts Vergleichbares gebe und er deshalb glaubte, dass die Werbekampagne, mit der Windows-Anwender direkt angesprochen wurden, Erfolg haben würde. Sie hatte wohl einen gewissen Erfolg, Angaben von Analysten zufolge soll der Marktanteil des Macs tatsächlich um wenige Nachkommastellen gestiegen sein (auf einem Niveau zwischen 2% und 3% des weltweiten PC-Markts), aber ein substanzielles Wachstum würde man erst in den Folgejahren mit anderen Innovationen erzielen.

Dennoch wurden auch mit Jaguar die Weichen auf den zukünftigen Erfolg gestellt. Industriestandards wie IPv6, IPSec, LDAP und Open Directory, Active Directory-Unterstützung, SMB-Browsing und VPN via PPTP hielten Einzug in 10.2. Der Finder, Apples Dateisystem-Browser erhielt Leistungs-Optimierungen und erlernte mit Aufspringenden Ordnern eine Funktion des klassischen Mac OS, die manch langjähriger Apple-User auf dem neuen System schmerzlich vermisst hatte.

Die Bedienungshilfen wurden ausgebaut, um Anwender mit beeinträchtigtem Seh- und Hörvermögen zu unterstützen. Zu den Neuerungen gehörten Bildschirm-Zoom, eine Vorlesefunktion, visuelle Benachrichtigungen und voller Zugriff auf die Tastatur. Während diese Funktionen zwar von einem Großteil der Anwender unbemerkt bleiben, führte ihre konsequente Pflege dazu, dass das iPhone heute z.B. von Blinden perfekt bedient werden kann und eine große Hilfe im Alltag geworden ist.

Eine weitere Kerntechnologie, die mit Jaguar Einzug hielt und wahrscheinlich im Hinblick auf die Zukunft eine gewisse Bedeutung hatte, ist die Handschrifterkennung Inkwell (für Eingaben mit einem Grafiktablett). Apple hatte schon in den 90er-Jahren an einem Newton genannten Handheld gearbeitet. Die Arbeit dieses Teams fand mit Inkwell Einzug in Mac OS X und heute in iOS.

QuickTime IconQuickTime wurde in Version 6 veröffentlicht und neben der Unterstützung von TCP/IP, HTML, MP3 oder dem DVD-Videostandard MPEG-2 feierten mit MPEG-4 ein verbesserter Video- und mit AAC (MPEG-4 Audio) ein hochwertigerer Audiocodec ihre Premiere auf dem Mac.

Als letzte Basistechnologie, die mit diesem Release auf dem Mac eingeführt wurde, ist Bonjour zu nennen. 2002 nannte Apple sie noch Rendezvous und war Teil der Zeroconf-Arbeitsgruppe der IETF. Der Sinn und Zweck von Bonjour besteht darin, dass sich Netzwerkteilnehmer automatisch finden und kommunizieren können, ohne dass eine manuelle Konfiguration nötig wird. Bonjour findet heute vor allem Verwendung bei der automatischen Erkennung und Einrichtung von Netzwerkdruckern am Mac. Populäre Features 2002 waren außerdem die automatische Freigabe von iTunes-Musikbibliotheken im lokalen Netzwerk sowie Instant Messaging im lokalen Netzwerk mit iChat, ohne dass man vorher Teilnehmer suchen und manuell hinzufügen muss.

Anwendungen von Mac OS X 10.2 Jaguar

Auch auf der App-Seite kamen mit Jaguar einige wesentliche Neuerungen hinzu. Apple sah im Personal Computer zu der Zeit den digitalen Hub, also den Knotenpunkt des digitalen Lebens, in dem die kreativen Bedürfnisse der Anwender nach Musik, Video und Foto zusammenflossen. Dazu lieferte man mit iTunes, iMovie und iDVD – und neu mit iPhoto als „digitalem Schuhkarton“ für Fotos – die passenden Apps, obendrein kostenlos! Mit jeder Version von Mac OS X wurden diese Anwendungen zudem ausgebaut und immer leistungsfähiger. Das damals aktuelle iTunes 3 beherrschte erstmals die automatische Anpassung der Lautstärke zwischen lauten und leisen Musikstücken. Außerdem hielten smarte Wiedergabelisten anhand selbst definierter Kriterien und Hörbücher von Audible Einzug in iTunes. Natürlich inklusive der Fähigkeit, beim nächsten Mal dort weiterzuspielen, wo man vorher aufgehört hatte.

Mit Jaguar richtete sich der Fokus aber auch verstärkt auf den Business-Bereich. Wie anfangs schon erwähnt, war erstmal Active Directory-Unterstützung für die bessere Integration in Windows-Umgebungen integriert.

Mail konnte jetzt mit mehreren E-Mailkonten umgehen und erhielt einen ausgefeilten Spam-Filter, der mit der Zeit dazulernte. Neue Suchfunktionen und Regeln zur Automatisierung kamen hinzu.

iChat IconMit iChat integrierte Apple einen Instant Messenger, der mit dem damals populären AOL-Netzwerk kommunizieren konnte. Durch die Integration von Bonjour ist die Nachrichten-App bis heute ein beliebtes Kommunikationstool in Unternehmen, weil es ohne jegliche Konfiguration funktioniert.

Das Adressbuch wurde interaktiv. Der Klick auf eine Adresse öffnet seit Mac OS X 10.2 eine Karte (damals noch im Browser, heute in der Karten-App). Ein Klick auf die Mailadresse öffnet eine neue E-Mail mit der Adresse im Empfänger-Feld. Telefonnummern konnten vergrößert angezeigt werden, um sie besser abtippen zu können. Erstmals war es auch möglich, direkt einen Anruf auf einem über Bluetooth verbundenen Mobiltelefon auszulösen (sofern man einen Mac mit Bluetooth und ein geeignetes Handy hatte). Das funktionierte sogar in der Gegenrichtung. Ein eingehender Anruf auf dem Handy konnte direkt auf dem Mac mit dem Namen des Kontakts signalisiert werden. Selbst das Schreiben von SMS war somit seit 2002 direkt aus dem Adressbuch möglich.

isync_iconApple registrierte, dass Handhelds und Handys immer smarter wurden und integrierte diese Geräte folgerichtig in die Digital Hub-Philosophie, indem sie die iSync-App entwickelten. Damit konnten Adressen und Kalender zwischen dem Mac und dem iPod und vor allem Mobiltelefonen und Organizern synchronisiert werden. Im Fall von Bluetooth-Handys geschah dies erstmals drahtlos.

ical iconMit iCal kam eine weitere komplette Neuentwicklung auf den Mac. Eine Kalender-App hatte es vorher nicht gegeben. iCal kam von Anfang an mit Unterstützung für mehrere Kalender, Freigabe und Abonnement von Kalendern über das Internet, einfachem Erstellen und Ändern von Terminen per Drag and Drop und Termin-Einladungen. Genau wie das Adressbuch unterstützte iCal Apples neuen kostenpflichtigen Cloud-Service .Mac, der erstmals die Synchronisierung der Adress- und Kalenderdaten zwischen Macs über das Internet ermöglichte.

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