Neues für Apples Betriebssystem aus 2003
Mac OS X 10.3 Panther war die Version, mit der ich persönlich mich endgültig vom klassischen Mac OS verabschiedete. Ich kaufte meine Box mit den begehrten Panther-Installations-CDs am Veröffentlichungstag in einer Vobis-Filiale in Marburg. Apples Warnehmung im PC-Sektor stieg so weit, dass man ihre Produkte wieder in normalen PC-Läden kaufen konnte.
Die Zahl der aktiven Nutzer von Mac OS X war in einem Jahr von 3 auf 7 Millionen gestiegen. Panther kam mit 100 neue Features, die wichtigsten fasse ich hier zusammen.
Der Unix-Unterbau nahm mit Panther die Neuerungen von FreeBSD 5.0 auf und erhielt Unterstützung für X11, NFS File Locking, UFS, Kerberos, und beliebte Linux-APIs.
Features für die Interoperabilität mit Windows umfassten das Suchen von SMB-Servern im Finder, Unterstützung von SMB-Druckern, Benutzerordner auf SMB-Freigaben, VPN mit IPSec und Active Directory-Integration.
Der schnelle Benutzerwechsel hielt mit Panther Einzug in Mac OS X. Mit dem Klick auf ein Icon in der Menüleiste kann seitdem schnell zwischen Benutzeraccounts auf einem Mac umgeschaltet werden. Der Wechsel wird effektvoll durch einen rotierenden 3D-Würfel animiert.
Die erste Version von FileVault erblickte mit Panther das Licht der Welt. Dabei handelte es sich um die Möglichkeit, den Benutzeraccount in einem verschlüsselten Disk Image zu speichern und so im Falle z.B. eines Diebstahls nicht befürchten zu müssen, dass die wertvollen Daten auf der Festplatte in fremde Hände gelangen. Die Ver- und Entschlüsselung erfolgte schon in der ersten Version von FileVault in Echtzeit und für den Benutzer unbemerkt im Hintergrund.
Auch Apples erster Cloud-Dienst, die iDisk machte Fortschritte und lernte die automatische, bidirektionale Synchronisierung, wie wir sie heute von Dropbox und anderen Diensten kennen.
Auf der Benutzeroberfläche tauchte vermehrt „Brushed Metal“ auf, ein Look, den iTunes von Anfang an getragen hatte. Apps wie der überarbeitete Finder und der neue Safari-Browser übernahmen nun das Erscheinungsbild von gebürstetem Metall. Mit dem Release von Mac OS X 10.5 Leopard vier Jahre später verschwand diese Stilblüte aber wieder.
Ein viel beachtetes Feature war die Einführung von Exposé. Es erlaubte mit einem Druck auf eine Funktionstaste das Anzeigen sämtlicher gerade geöffneter Fenster eines Macs, oder mit einer anderen Taste das Freiräumen des Bildschirms, um freie Sicht und schnellen Zugriff auf die Elemente des Schreibtischs zu bekommen, ohne vorher ein Dutzend Fenster beiseite zu schieben. Dieses Feature wurde im Laufe der Jahre verfeinert und ergänzt und lebt heute unter dem Namen Mission Control fort.
Anwendungen in Mac OS X 10.3 Panther
A propos Safari. In den Anfangsjahren gab es keinen besonders guten Web-Browser auf dem Mac. Microsoft war zwar mit Internet Explorer von Anfang an auf Mac OS X vertreten, aber nicht unbedingt ein Wunder an Zuverlässigkeit. Netscape Navigator hatte ein besseres Rendering, war aber mit seinen integrierten Funktionen überladen. Also schaute sich Apple wieder einmal in der Open Source-Community um und wurde bei WebKit fündig. Dieses wurde fortan zur Codebasis von Safari und in kürzester Zeit zum schnellsten und beliebtesten Browser auf dem Mac. Webkit wurde übrigens auch zur Basis von Google Chrome, das erst einige Jahre später debütierte.
Mail übernahm in seiner neuen Version das Rendering von Safari und wurde deutlich schneller. Eine Mail-Thread-Anzeige kam hinzu, die E-Mails im Posteingang nach Konversationen ordnen konnte, und Mailadressen wurden zu Objekten, die man anfassen und verschieben konnte.
Der Finder wurde komplett überarbeitet und bekam nicht nur den neuen Brushed Metal-Look, sondern auch die Seitenleiste, wie wir sie heute kennen. Das Bedienkonzept wechselte von Computer-zentriert zu Benutzer-zentriert, wie Steve Jobs es ausdrückte. Labels, mit denen man Dokumente und Ordner farbig markieren kann, waren erneut ein Erbe vom klassischen Mac OS, das mit Mac OS X 10.3 zurückkam.
Panther hatte auch wieder ein paar Funktionen, die besonders gut in der Kreativbranche ankamen. So wurde die Vorschau-App der mit Abstand schnellste PDF-Viewer auf dem Markt und lernte, PostScript-Dateien mit einem Doppelklick ins PDF-Format umzuwandeln.
Mit der Schriftsammlung stand plötzlich eine leistungsfähige, professionelle Schriftverwaltung zur Verfügung, mit der man Schriften am Mac installieren, anschauen, überprüfen, aktivieren und deaktivieren kann.
iChat, der Instant Messenger, der mit Mac OS X 10.2 Jaguar eingeführt worden war, wurde zu iChat AV und beherrschte jetzt Audio- und Videochats über das AOL Instant Messenger-Netzwerk (AIM). Apple beschrieb es als „Videokonferenzen für den Rest von uns“. Mit iChat AV wurde die Grundlage für das heutige Facetime gelegt, das noch ganz ähnlich aussieht und funktioniert.
Zu guter letzt war iTunes 4 Teil von Mac OS X 10.3 Panther. Die große Neuerung des Jahres 2003 war die Eröffnung des iTunes Music Stores, der in der neuen iTunes-Ausgabe integriert war. In den Jahren zuvor war das Filesharing von Musik übers Internet populär geworden und die Musikindustrie hatte dem nichts entgegenzusetzen. Apple gelang es, die größten fünf Musiklabels ins Boot zu holen, und hatte von Anfang an einen beeindruckenden Musikkatalog in seinem Online-Musikladen. Mit iPod, iTunes und Music Store war ein funktionierendes „Ökosystem“ geschaffen worden und machte Apple zu einem Big Player im Musikgeschäft. Langsam nahm Apples Erfolg Fahrt auf.