Features, die Apple im Jahr 2002 veröffentlichte
Dieser Artikel beleuchtet Innovationen aus Mac OS X 10.2 Jaguar. Besonders in den Anfangsjahren kamen wichtige Technologien hinzu, die heute Grundbestandteil von macOS sind und deren Vorhandensein so selbstverständlich geworden ist, dass man nicht einmal mehr darüber nachdenkt. Mit jedem Release wurde Mac OS X ein Stück erwachsener.
In 2002 bewarb Apple seine Produkte mit der legendären Switch-Kampagne. Steve Jobs betonte auf der offiziellen Keynote von Mac OS X 10.2 Jaguar, dass es auf der Windows-Seite nichts Vergleichbares gebe und er deshalb glaubte, dass die Werbekampagne, mit der Windows-Anwender direkt angesprochen wurden, Erfolg haben würde. Sie hatte wohl einen gewissen Erfolg, Angaben von Analysten zufolge soll der Marktanteil des Macs tatsächlich um wenige Nachkommastellen gestiegen sein (auf einem Niveau zwischen 2% und 3% des weltweiten PC-Markts), aber ein substanzielles Wachstum würde man erst in den Folgejahren mit anderen Innovationen erzielen.
Dennoch wurden auch mit Jaguar die Weichen auf den zukünftigen Erfolg gestellt. Industriestandards wie IPv6, IPSec, LDAP und Open Directory, Active Directory-Unterstützung, SMB-Browsing und VPN via PPTP hielten Einzug in 10.2. Der Finder, Apples Dateisystem-Browser erhielt Leistungs-Optimierungen und erlernte mit Aufspringenden Ordnern eine Funktion des klassischen Mac OS, die manch langjähriger Apple-User auf dem neuen System schmerzlich vermisst hatte.
Die Bedienungshilfen wurden ausgebaut, um Anwender mit beeinträchtigtem Seh- und Hörvermögen zu unterstützen. Zu den Neuerungen gehörten Bildschirm-Zoom, eine Vorlesefunktion, visuelle Benachrichtigungen und voller Zugriff auf die Tastatur. Während diese Funktionen zwar von einem Großteil der Anwender unbemerkt bleiben, führte ihre konsequente Pflege dazu, dass das iPhone heute z.B. von Blinden perfekt bedient werden kann und eine große Hilfe im Alltag geworden ist.
Eine weitere Kerntechnologie, die mit Jaguar Einzug hielt und wahrscheinlich im Hinblick auf die Zukunft eine gewisse Bedeutung hatte, ist die Handschrifterkennung Inkwell (für Eingaben mit einem Grafiktablett). Apple hatte schon in den 90er-Jahren an einem Newton genannten Handheld gearbeitet. Die Arbeit dieses Teams fand mit Inkwell Einzug in Mac OS X und heute in iOS.
QuickTime wurde in Version 6 veröffentlicht und neben der Unterstützung von TCP/IP, HTML, MP3 oder dem DVD-Videostandard MPEG-2 feierten mit MPEG-4 ein verbesserter Video- und mit AAC (MPEG-4 Audio) ein hochwertigerer Audiocodec ihre Premiere auf dem Mac.
Als letzte Basistechnologie, die mit diesem Release auf dem Mac eingeführt wurde, ist Bonjour zu nennen. 2002 nannte Apple sie noch Rendezvous und war Teil der Zeroconf-Arbeitsgruppe der IETF. Der Sinn und Zweck von Bonjour besteht darin, dass sich Netzwerkteilnehmer automatisch finden und kommunizieren können, ohne dass eine manuelle Konfiguration nötig wird. Bonjour findet heute vor allem Verwendung bei der automatischen Erkennung und Einrichtung von Netzwerkdruckern am Mac. Populäre Features 2002 waren außerdem die automatische Freigabe von iTunes-Musikbibliotheken im lokalen Netzwerk sowie Instant Messaging im lokalen Netzwerk mit iChat, ohne dass man vorher Teilnehmer suchen und manuell hinzufügen muss.
Anwendungen von Mac OS X 10.2 Jaguar
Auch auf der App-Seite kamen mit Jaguar einige wesentliche Neuerungen hinzu. Apple sah im Personal Computer zu der Zeit den digitalen Hub, also den Knotenpunkt des digitalen Lebens, in dem die kreativen Bedürfnisse der Anwender nach Musik, Video und Foto zusammenflossen. Dazu lieferte man mit iTunes, iMovie und iDVD – und neu mit iPhoto als „digitalem Schuhkarton“ für Fotos – die passenden Apps, obendrein kostenlos! Mit jeder Version von Mac OS X wurden diese Anwendungen zudem ausgebaut und immer leistungsfähiger. Das damals aktuelle iTunes 3 beherrschte erstmals die automatische Anpassung der Lautstärke zwischen lauten und leisen Musikstücken. Außerdem hielten smarte Wiedergabelisten anhand selbst definierter Kriterien und Hörbücher von Audible Einzug in iTunes. Natürlich inklusive der Fähigkeit, beim nächsten Mal dort weiterzuspielen, wo man vorher aufgehört hatte.
Mit Jaguar richtete sich der Fokus aber auch verstärkt auf den Business-Bereich. Wie anfangs schon erwähnt, war erstmal Active Directory-Unterstützung für die bessere Integration in Windows-Umgebungen integriert.
Mail konnte jetzt mit mehreren E-Mailkonten umgehen und erhielt einen ausgefeilten Spam-Filter, der mit der Zeit dazulernte. Neue Suchfunktionen und Regeln zur Automatisierung kamen hinzu.
Mit iChat integrierte Apple einen Instant Messenger, der mit dem damals populären AOL-Netzwerk kommunizieren konnte. Durch die Integration von Bonjour ist die Nachrichten-App bis heute ein beliebtes Kommunikationstool in Unternehmen, weil es ohne jegliche Konfiguration funktioniert.
Das Adressbuch wurde interaktiv. Der Klick auf eine Adresse öffnet seit Mac OS X 10.2 eine Karte (damals noch im Browser, heute in der Karten-App). Ein Klick auf die Mailadresse öffnet eine neue E-Mail mit der Adresse im Empfänger-Feld. Telefonnummern konnten vergrößert angezeigt werden, um sie besser abtippen zu können. Erstmals war es auch möglich, direkt einen Anruf auf einem über Bluetooth verbundenen Mobiltelefon auszulösen (sofern man einen Mac mit Bluetooth und ein geeignetes Handy hatte). Das funktionierte sogar in der Gegenrichtung. Ein eingehender Anruf auf dem Handy konnte direkt auf dem Mac mit dem Namen des Kontakts signalisiert werden. Selbst das Schreiben von SMS war somit seit 2002 direkt aus dem Adressbuch möglich.
Apple registrierte, dass Handhelds und Handys immer smarter wurden und integrierte diese Geräte folgerichtig in die Digital Hub-Philosophie, indem sie die iSync-App entwickelten. Damit konnten Adressen und Kalender zwischen dem Mac und dem iPod und vor allem Mobiltelefonen und Organizern synchronisiert werden. Im Fall von Bluetooth-Handys geschah dies erstmals drahtlos.
Mit iCal kam eine weitere komplette Neuentwicklung auf den Mac. Eine Kalender-App hatte es vorher nicht gegeben. iCal kam von Anfang an mit Unterstützung für mehrere Kalender, Freigabe und Abonnement von Kalendern über das Internet, einfachem Erstellen und Ändern von Terminen per Drag and Drop und Termin-Einladungen. Genau wie das Adressbuch unterstützte iCal Apples neuen kostenpflichtigen Cloud-Service .Mac, der erstmals die Synchronisierung der Adress- und Kalenderdaten zwischen Macs über das Internet ermöglichte.
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